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Eltern, Erzieher und in kirchlicher Jugendarbeit Engagierte
Eltern, Erzieher und
in kirchlicher Jugendarbeit Engagierte
stellvertretend für die Kinder
der Pfarrgemeinde Parkstein
An Herrn Diözesanbischof
Dr. Gerhard Ludwig Müller
Niedermünstergasse 1
93047 Regensburg
Parkstein, 14.12.10
Sehr geehrter Herr Diözesanbischof,
wir als Eltern, Erzieher und in kirchlicher Jugendarbeit Engagierte wenden uns stellvertretend für die Kinder aus unserer Pfarrgemeinde an Sie mit der Bitte, sich persönlich dafür einzusetzen, dass eine für uns alle unerträgliche Situation schnellstmöglich ein Ende findet.
Wie mit unserem Pfarrer Jakob Eder in der letzten Woche verfahren wurde dürfte Ihnen bekannt sein. Dazu zunächst unsere Stellungnahme.
Während der neunjährigen Amtszeit unseres Herrn Pfarrers hat sich in unserer Pfarrgemeinde aus Sicht der Kinder außergewöhnlich viel verändert. Dies lässt sich ganz allgemein in der Aussage zusammenfassen: Kinder sind in den Gottesdiensten und im Leben der Pfarr-gemeinde nicht nur erwünscht, sondern werden ausdrücklich willkommen geheißen und als eigenständige Gruppe angesprochen - so wie Herr Pfarrer Eder seine Predigten stets mit den Worten begann: „Liebe Kinder, liebe Jugendliche, liebe Brüder und Schwestern!“. Über sein Wirken in unserer Pfarrgemeinde kann man guten Gewissens die Worte setzen: „Lasst die Kinder zu mir kommen!“
Dabei gab unser Pfarrer viele Aufgaben an engagierte Laien weiter, denen er immer genau im richtigen Maß sowohl viel Eigenverantwortung übertrug, als auch gleichzeitig jederzeit helfend und beratend zur Seite stand. Dies zeigt sich u.a. in folgenden Tatsachen:
Seit Pfarrer Jakob Eder bei uns sein Amt aufgenommen hat
· finden regelmäßig an einem Sonntag im Monat Familiengottesdienste statt, die von einem Team zusammen mit dem Pfarrer vorbereitet und durchgeführt werden.
· wurde erst im letzten Jahr eine „Kinderkirche“ für Kleinkinder gegründet, die von Anfang an gut angenommen wurde. Sie findet ebenfalls jeweils an einem Sonntag im Monat statt und wird von sechs Frauen in Absprache mit dem Pfarrer vorbereitet.
· wird von den Eltern der Kommunionkinder zusammen mit dem Pfarrer jeweils ab Dezem-ber bis Mai monatlich einmal die Schülermesse am Mittwoch wie auch ein Kinderkreuz-weg, eine Kindermaiandacht usw. gestaltet. Dabei bringen sich die (Kommunion-) Kinder mit selbst formulierten Fürbitten, mit Instrumentalstücken, einer improvisierten Band, mit kleinen Rollenspielen und als Vorleser und Vorbeter mit großer Begeisterung ein.
· haben sich die Ministranten auf über 90 verdreifacht. Allein von den letztjährigen 17 Kommunionkindern wurden 8 Ministranten/ -innen. Die Ministranten sind selbst organi-siert und treten in der Pfarrgemeinde immer wieder mit eigenen Aktionen auf. Einer der ehemaligen Ministranten ist unser Primiziant Josef Hausner.
· hat sich der Kirchenchor zunehmend verjüngt und hat nun (mit mehreren Jugendlichen als Sänger/-innen) ein Durchschnittsalter, von dem andere Chöre nur träumen können. Zusätzlich gibt es einen Kinderchor, der sich zu speziellen Anlässen wie zur Gestaltung von Erstkommunion oder Krippenspiel jeweils einige Wochen vorher zu Proben trifft.
· bringt sich die Jugendblaskapelle unserer Gemeinde bei unzähligen Anlässen zu Kirchenzügen, Messgestaltung und Ereignissen wie dem Weihnachtsanblasen ein.
· wurden zwei Kinderbibeltage vom Pfarrgemeinderat organisiert, von einigen fleißigen Eltern mitgetragen und von vielen Kindern besucht.
Wie gern und wie vielfältig sich die Kinder in unserer Pfarrgemeinde engagieren zeigte sich eindrucksvoll bei der Primiz im diesjährigen Sommer: Die Kinder des Kindergartens begrüßten den Primizianten beim Heimatempfang mit Liedern. Die Schulkinder erinnerten ihn mit vorgetragenen Versen an einige Stationen in seinem Leben. Viele Kinder und Jugendliche beteiligten sich mit dem Legen von Blumenteppichen am Schmuck der Gemeinde. Die Kommunionkinder und fast alle Ministranten nahmen ebenso wie viele andere Kinder mit ihren Eltern bei sengender Hitze vom Kirchenzug bis über die Messe gern an den Feierlich-keiten teil. Die Jugendblaskapelle (hauptsächlich aus Kindern und Jugendlichen bestehend) übernahm einen Großteil der musikalischen Gestaltung und fuhr sogar mit Bussen nach Regensburg, um dem Primizianten nach der Messe im Dom ein feierliches Geleit zu geben.
Eine derartige Beteiligung von Kindern und Jugendlichen am kirchlichen Leben ist – wie Sie sicher wissen - in der heutigen Zeit eine Seltenheit, an der in unserer Pfarrgemeinde unzählige Laien zusammen mit unserem Pfarrer gearbeitet haben und auf die wir stolz sind.
Unsere Kinder kennen unseren Herrn Pfarrer als einen Menschen, der sich um sie bemüht, der ihnen auf Augenhöhe begegnet, der mit seiner respektvollen und herzlichen Art immer aufmerksam ist für ihre Sorgen.
Natürlich haben ihn unsere Kinder auf einem Foto in unserer Tagezeitungen sofort erkannt, ebenso wie sie seinen Namen im Radio nicht überhören konnten. Und nicht wenige Eltern sahen sich völlig unvorbereitet gezwungen, ihren 6-10jährigen Kindern beim Frühstück erklären zu müssen, was denn ein „sexueller Missbrauch“ überhaupt sei und was das mit unserem Herrn Pfarrer zu tun habe.
Bei unseren Kindern, die das Geschehen eher gefühlsmäßig als über den Verstand erleben, ist aus diesen vergangenen Tagen heraus eine tiefe Verunsicherung entstanden und viele Fragen stehen offen im Raum, die wir ihnen als Eltern auch nicht beantworten können:
Hat Herr Pfarrer Eder wirklich etwas Schlimmes getan? Warum musste er gehen, ohne sich verabschieden zu können? Kommt er wieder? Und vor allem auch: Wird alles das, was er bei uns geleistet und aufgebaut hat, nun im Nachhinein überschattet von einer Tat aus der Vergangenheit, die für uns ungreifbar im Raum steht?
Wir glauben es nicht und versuchen das auch unseren Kindern zu vermitteln.
Doch sind uns - ebenso wie auch unserem Herrn Pfarrer, dem keine Gelegenheit gegeben wurde, sich vor den Kindern zu rechtfertigen - dabei die Hände gebunden, solange wir nicht wissen, wessen er genau angeklagt ist. Dieser Zustand „in der Schwebe“ ist vor allem für unsere Kinder wie auch für uns unerträglich.
Deshalb bitten wir Sie inständig, die am inneren Frieden unserer Kinder durch Ihr übereiltes Handeln entstandenen Schäden durch Ihre aktive Mithilfe an der schnellstmöglichen Aufklärung der Tatsachen zumindest teilweise wieder gut zu machen. Wie unsere Kinder so hoffen auch wir Eltern weiterhin auf die Unschuld unseres Herrn Pfarrers und dass er bald zu uns zurückkommen wird. Bitte helfen Sie uns dabei, dies zu verwirklichen!
Mit freundlichen Grüßen,
Eltern, Erzieher und in kirchlicher Jugendarbeit Engagierte
für ihre Kinder
(siehe die beigefügten Unterschriftenlisten)
es unterzeichneten:
alle mit der Vorbereitung und Durchführung von Kinderkirche und Familiengottesdiensten betrauten Frauen und Männer
der Leiter des Kirchenchores
die Leiterin des Kinderchores (die „nebenbei“ seit 21 Jahren verantwortlich für das Krippenspiel in der Kirche ist)
der Dirigent der Jugendblaskapelle
alle Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen des Kindergartens
alle Elternbeiräte des Kindergartens